Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl hält es bei steigenden Corona-Infektionszahlen für vertretbar, Geimpfte anders zu behandeln als nicht Geimpfte auch mit negativem Corona-Testergebnis. „Corona-Schnelltests sind nicht 100-prozentig zuverlässig“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie der Kölnischen Rundschau (Donnerstagausgabe): „Bei hohen Inzidenzen kann es durchaus sinnvoll sein, bestimmte Veranstaltungen auf Geimpfte zu begrenzen, um ein Superspreading-Ereignis zu vermeiden.“ Watzl betonte: „Es gibt zwar auch Infektionen bei Geimpften, aber die Immunreaktion läuft bei ihnen schneller an, sie tragen damit weniger Virus in sich und sind deutlich weniger ansteckend als nicht Geimpfte.“ Zudem gelte: „Auch wenn Sie das Virus theoretisch weitergeben könnten, spielt das praktisch keine Rolle, wenn auch Ihr Gegenüber geimpft ist.“
Nach Watzls Angaben dürfte es erforderlich sein, ältere Patienten über 80 und Vorerkrankte bereits im Herbst erneut zu impfen, „bevor die Zahlen – auch durch die Delta-Variante bedingt – wieder hochgehen“. Wann und wie oft Nachimpfungen für jüngere und gesunde Patienten erforderlich seien, sei nicht absehbar.
Watzl äußerte sich auch zur Diskussion um die Bedeutung von Corona-Inzidenzzahlen, die er weiter für einen wichtigen wichtigen Frühwarnindikator hält. „Wenn wir heute einen Inzidenzwert von 50 haben, ist der nicht mit 50 vor einem Jahr zu vergleichen“, sagte er: „Aber so, wie es etwa in Großbritannien propagiert wird, dass also der Zusammenhang zwischen Inzidenz und Krankenhausauslastung gebrochen wäre, so ist es nicht.“ Die Inzidenz sei ein Frühwarnwert, die Zahlen von den Kliniken folgten mit 14-tägiger Verzögerung.
„Das Ziel der Herdenimmunität gleich Impfquote von 85 Prozent halte ich nicht für erreichbar“, sagte Watzl. Daher müsse man auch bei anderen Schutzmaßnahmen bleiben, so sei eine erneute Ausweitung der Maskenpflicht denkbar. Der Immunologe: „Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, entscheidet sich für eine Infektion, irgendwann wird es ihn treffen.“
Quelle: Kölnische Rundschau
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